Zum Abschied vom Beethoven-Jahr erklingt Musik, die den Jubilar jahrelang prägte, nämlich Werke von Andrea Luchesi, Christian Gottlob Neefe und Ferdinand Ries. Diesen drei Komponisten steht Beethoven durch persönliche wie berufliche Kontakte nahe. Neefe, als des jungen Ludwig erster und intensivster Lehrer, macht den Bonner Feuerkopf mit alter wie neuer Musik vertraut und zieht in seinem vierjährigen Unterricht immer wieder Bachs Musik wie eine Art Katechismus heran.
Andrea Luchesi, der als Komponist in Europa verehrte Bonner Hofkapellmeister, macht den in Veranstaltungen der Hofkapelle orgelspielenden Beethoven mit italienischer Musik vertraut. Möglich, dass Ludwig in Luchesis Stabat Mater und dem Miserere die Orgel gespielt hat. Ferdinand Ries – als Komponist und Pianist hochbegabter wie erfolgreicher Spross einer bedeutenden Bonner Musiker-Dynastie – hat durch sein väterlich-freundschaftliches Verhältnis zu Beethoven viel von ihm gelernt und seinem Idol oft und fürsorglich geholfen. Sein zweisätziges und in Knechtsteden uraufgeführtes Requiem hält zweifellos dem Vergleich mit Beethovens großen Werken stand und offenbart erneut einen Komponisten von bemerkenswerter Originalität.
Das Festivalprogramm und das Beethoven-Jahr enden für uns mit dem kürzesten Meisterwerk des Jubilars, nämlich dem Abschieds-Kanon Ars longa vita brevis, komponiert für dessen streitbaren Freund Nepomuk Hummel, der 1819 einer Berufung nach Weimar folgt, wo er bald – zusammen mit dem jungen Felix Mendelssohn – Beethovens Sinfonien dem Geheimen Rat Goethe in schon gedruckt vorliegender Fassung für Klavier vierhändig vorspielt. Der kurze zweistimmige Kanon ist alles andere als simpel, drückt er doch mit humorigem Unterton aber dissonanzreich den Abschiedsschmerz wie die häufigen Streitigkeiten mit Hummel aus.
Konzert mit Pause. Ende gegen 22:00 Uhr.
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