1678 heißt es am Hamburger Gänsemarkt Vorhang auf für das erste bürgerliche Opernhaus außerhalb Italiens. Wurde die Oper diesseits der Alpen bislang ausschließlich an Adelshöfen kultiviert, erfreuen sich nun auch die hanseatischen Kaufleute voller Stolz und Selbstbewusstsein an der neuen Gattung. Anders als bei den kostspieligen Inszenierungen der Fürsten geht es in dem langgestreckten Fachwerkbau an der Alster, der eher an eine Scheune denn einen Musentempel erinnert, vorerst noch bescheiden zu. Von Anfang an steht das Opernhaus in Verruf. Die Kirche wittert Sodom und Gomorrha. Trotz anhaltenden Gegenwinds kommen bald 90 Vorstellungen im Jahr zusammen und schnell wird die Oper zum Wirtschafts- und Standortfaktor, wie auch der Hamburger Musiker, Musiktheoretiker und Sekretär der englischen Gesandtschaft Johann Mattheson 1728 betont: Wissenschafften, Künste und Handwercker fahren wol dabey, und der Ort macht sich so ausnehmend mit guten Opern, als mit guten Banken: denn diese nützen und jene ergetzen. Die letzten dienen zur Sicherheit, die ersten zur Lehre. Bedeutende Komponisten wie Keiser, Händel und Telemann werden auf die Bühne aufmerksam und sehen in ihr ein ideales Experimentierfeld um ihre neuesten Ideen umzusetzen.
60 Jahre prägt die Oper am Gänsemarkt das Musikleben im deutschsprachigen Raum und wird zum Vorbild für viele andere Städte bevor sie 1738 nach finanziellen Berg- und Talfahrten, zahlreichen kulturellen Höhepunkten und politischen Niederlagen den Spielbetrieb einstellt. In ausgewählten Rezitativen und Arien aus Kassenschlagern wie Cleopatra oder Der geduldige Sokrates lässt das Hamburger Ensemble Schirokko mit Elisabeth Breuer und Simon Bode unter der Leitung von Edzard Burchards dieses spannende Kapitel deutscher Operngeschichte noch einmal Revue passieren.
Konzert mit Pause. Ende gegen 22:00 Uhr.
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